Erneuerbar bis 2040: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu
Die Herausforderungen der Energiewende sind gross. Energie 360° packt diese an und setzt sich das Ziel «100 Prozent erneuerbare Energie bis 2040». Auf dem Weg dorthin nimmt Energie 360° alle Mitarbeitenden mit einem Transformationsprogramm mit.
Publiziert 12.10.2023 Lesedauer 5 min«Weg vom Gas und hin zu ausschliesslich erneuerbaren Energien, und das bis 2040» – eine Aussage, die für eine Energiedienstleisterin mit Wurzeln im Gasgeschäft nach grossen Veränderungen klingt.
Doch damit nicht genug – auch der Zeitgeist, die politischen Rahmenbedingungen und die Arbeitsprozesse sind einem rasanten Wandel unterworfen. Stichworte dazu sind etwa die Digitalisierung, neue Arbeitsmodelle und eine veränderte Führungskultur.
Energie 360° begegnete diesen Entwicklungen mit einem dreijährigen Transformationsprogramm, um die Mitarbeitenden in eine erfolgreiche Zukunft mitzunehmen. 250 der insgesamt 340 Mitarbeitenden nahmen daran teil, unter anderem in mehreren Workshops. Vorab wurden alle Führungskräfte eingebunden. Ziel war, ein gemeinsames Verständnis der Vision im ganzen Unternehmen zu verankern und eine neue Unternehmenskultur auf dem Weg hin zu erneuerbaren Energien zu prägen. Dazu gehörte und gehört heute noch, die team- und bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu intensivieren und Erfolge gemeinsam zu feiern.
Michael Reichert hat das Transformationsprogramm als Leiter Regulatory & Transformation federführend begleitet. Im Interview gibt er Auskunft über die Hintergründe, Herausforderungen und Erfolge.
Herr Reichert: «Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.» – ein Satz, den Sie persönlich auch unterschreiben?
Das trifft es ganz gut. Man kann auch sagen: «Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.»
Dass die Energiebranche im Umbruch ist, liegt auf der Hand. Doch was bedeutet dies konkret für Energie 360°?
Uns gibt es seit über 150 Jahren, wir sind immer noch die grösste Gasversorgerin der Schweiz und ändern unser Geschäftsmodell. Denn die Zukunft liegt nicht mehr im fossilen Gas, sondern in erneuerbaren Energien.
Welche Rolle spielt dabei das Ziel «Netto-Null-2040» der Stadt Zürich?
Als 96-prozentige Tochter der Stadt tragen wir die Ziele der Stadt Zürich voll mit. Unser Ziel, bis spätestens 2040 nur noch erneuerbare Energie zu liefern, haben wir uns aber bereits vor diesem Entscheid gesetzt.
Die DNA von Energie 360° liegt im Gasgeschäft. Heisst das, alle Spezialist*innen für Gasnetze bei Energie 360° werden bald arbeitslos?
Nein, das heisst es nicht. Erstens werden wir weiterhin unser Gasnetz betreiben. In Zukunft fliesst aber mehr und mehr erneuerbares Gas und allenfalls auch Wasserstoff durch dieses. Zweitens erweitern bereits viele unserer Gasnetzspezialist*innen ihre Kompetenzen, um künftig Wärmenetze zu planen, zu bauen und zu betreiben. Also ein Schritt vorwärts, persönlich für die Mitarbeitenden als auch für unser Unternehmen.
Und deshalb braucht es ein internes Transformationsprogramm?
Ja, denn dieses zeigt unseren Mitarbeitenden, warum es nötig ist, unser Geschäft zu wandeln, und dass wir alle mitnehmen, die wollen.
100 Prozent erneuerbare Energie bis 2040
Die Energiestrategie des Bundes besagt, dass die Schweiz bis 2050 nicht mehr Treibhausgase ausstossen soll, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Gemäss Jörg Wild, CEO von Energie 360°, ist das Jahr 2050 noch sehr weit weg. «Vielleicht sogar zu weit weg. Wir drücken mehr aufs Tempo, um bereits 2040 ausschliesslich erneuerbare Energien zu liefern.»
Details finden sich im Nachhaltigkeitsbericht 2023.
Was waren die Schwerpunkte des Transformationsprogramms?
Der Schwerpunkt war die Transformation zu erneuerbaren Energien an sich. Wir haben unsere Mitarbeitenden vorgängig befragt, was sie rund um diese Veränderung am meisten beschäftigt oder gar verunsichert. Genau diese Themen gingen wir, neben anderen, auf verschiedenen Wegen intensiver an.
Und welche Themen waren das?
Das waren folgende vier Fragen: Wie meistern wir die wirtschaftlichen Herausforderungen des rückläufigen Gasgeschäfts? Was sind unsere Zwischenziele in den kommenden ein bis zwei Jahren? Wie schaffen wir gleichzeitig das Tagesgeschäft und die Transformation? Was müssen wir abteilungsübergreifend tun?
Welche Rolle spielt dabei die Führungskultur? Muss auch die Führungscrew dazulernen?
Ganz sicher, da gibt es viele Punkte, die wir angingen. Zum Beispiel lernen die Führungskräfte, mehr Verantwortung an ihre Teams abzugeben.
Eine Transformation erfordert auch Änderungen in der Denkweise. Können Sie uns hier ein paar konkrete Beispiele geben?
Ja, die Denkweise soll sich verändern von Profit, Hierarchien, Steuern und Planen sowie Geheimhaltung zu Sinnhaftigkeit, Netzwerken, Ermächtigen und Experimentieren sowie Transparenz und Offenheit. Das heisst zum Beispiel, dass wir die leistungsabhängigen Lohnbestandteile abgeschafft haben.
Was war Ihrer Ansicht nach die grösste Herausforderung während des Programms?
Den Spagat zu schaffen, das Programm gut aufzugleisen ohne die Mitarbeitenden zeitlich zu stark zu beanspruchen. Ich glaube, dies ist uns ganz gut gelungen.
Gab es Momente, die Sie besonders bewegt haben?
Die sechs abteilungsübergreifenden Workshops, an denen wir mit allen Kolleg*innen an unserer Zukunft gearbeitet haben. Viele lernten sich dort überhaupt erst kennen – das hat auch zusammengeschweisst.
Wie erfolgreich war das Programm?
Für unseren «Transformations-Barometer» konnten alle Mitarbeitenden im Frühjahr eine Einschätzung abgeben, wo wir bei den Themen Zusammenarbeit, Erfolg und Transformation stehen. Die Ergebnisse waren gut, was aber nicht heisst, dass es nicht noch einiges zu tun gibt. Mehr werden wir nach der zweiten Befragung im Oktober 2023 sehen.
Neben den internen Feedbacks freuen uns auch externe Äusserungen wie «Bei euch sieht man, dass etwas geht.»
Und was ist Ihr persönliches Resümee nach drei Jahren, in denen Sie das Programm intensiv begleitet haben?
Wir sind auf dem richtigen Weg in neue Arbeitswelten und das Schlüsselwort «Tun» hat sich bestätigt. Vieles geschah auf Initiative der Mitarbeitenden und das ist super. Vermittler*innen, Kreative, Pragmatiker*innen, Tüpflischisser*innen, Visionär*innen, Handwerker*innen usw. haben ihre Stärken produktiv zusammengebracht.
Zum Starten gebracht hat das Programm ein Team mit Botschafter*innen aus allen Geschäftsbereichen. Zum Fliegen gekommen ist es dank der Beteiligung aller Mitarbeitenden. Ihnen gebührt ein grosser Dank für den 360°-Einsatz.
Das dreijährige Programm ist nun abgeschlossen. Wie geht es weiter, damit Energie 360° in Bewegung bleibt?
Das Programm war ein wichtiger Anstoss für das ganze Unternehmen. Es braucht natürlich viele weitere Massnahmen. Aber der Mindset ist vorhanden und das Bewusstsein, in einer der spannendsten Branchen – Klima und Energie – zu arbeiten. Das motiviert viele Mitarbeitende und ich bin sicher, dass künftig so noch ganz viele Initiativen entstehen werden. Eine ist zum Beispiel ein internes Team, das andere Teams bei der Zusammenarbeit und der Teamentwicklung unterstützen wird. Es geht also definitiv weiter.
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