Distran macht Gase sichtbar – und schont das Klima
Die Ultraschallkamera des Cleantech-Start-ups Distran AG (Distran) findet undichte Stellen in Rohrleitungen von Versorgungsnetzen oder Industrieanlagen. Wir unterstützen die klimaschonende Erfindung durch unseren Smart Energy Innovationsfonds mit Venture Capital.
Publiziert 19.04.2019 Aktualisiert 06.05.2022 Lesedauer 5 minDistran macht Gase sichtbar – und schont das Klima
«Ohne Energiequellen zu nutzen, kann der Mensch nicht gerade viel bewirken», sagt Florian Perrodin. «Wir dürfen mithelfen, die Gesellschaft mit Energie zu versorgen. Und das erfüllt mich mit Stolz.» 2013 gründete Florian Perrodin mit seinem Geschäftspartner Joël Busset das ETH-Spin-off Distran. Ihre Erfindung, eine Ultraschallkamera, findet undichte Stellen an Gasleitungen oder Industrieanlagen – und dies schneller und sicherer als herkömmliche Verfahren. Denn das Messinstrument erkennt Gaslecks frühzeitig und aus grosser Distanz: Es ist die erste Ultraschallkamera der Welt.
Lecks auf der ISS
Doch nicht nur auf der Erde sucht die Distran-Ultraschallkamera Lecks, sondern auch im All. Seit 2020 ist die NASA Kundin von Distran. Die US-Raumfahrtbehörde setzt den Ultraschallsensor auf der Internationalen Raumstation ISS ein. Denn um das Überleben der Astronaut*innen zu sichern, muss die ISS ständig unter Druck stehen. Entweicht Luft aus dem Inneren der Raumstation, verringert sich der Druck und neuer Stickstoff als Hauptbestandteil der Atemluft muss nachgeliefert werden – von der Erde aus. Das ist aufwendig. Deshalb ist es wichtig, undichte Stellen zu finden und zu reparieren. Dafür ist die Ultraschallkamera von Distran gemäss der NASA das geeignetste Instrument. Das Schweizer Start-up hat sich in der internationalen Ausschreibung gegen grosse, etablierte Firmen durchgesetzt.
Die Technik, die Florian Perrodin und Joël Busset anwenden, findet kleinste Lecks, bevor sie grösser und gefährlich werden. Und sie erhöht die Zuverlässigkeit von Industrieanlagen, was wiederum die Produktivität steigert. «Dank unseren Ultraschallkameras können unsere Kund*innen Millionen von Franken einsparen», sagt Perrodin. Ausserdem leistet Distran einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz. Denn ausgetretenes Gas, zum Beispiel CO2 oder Methan, findet seinen Weg in die Atmosphäre und verstärkt den Treibhauseffekt. Deshalb erhält Distran Unterstützung vom Bundesamt für Umwelt und von der Klimastiftung Schweiz.
So funktioniert der Ultraschallsensor
Der Ultraschallsensor von Distran entdeckt undichte Stellen in Gasleitungen. Entweicht Gas aus einer unter Druck stehenden Leitung in die Umgebung, wo tieferer Druck herrscht, so entsteht am Austrittsort ein Geräusch im Ultraschallbereich. Dieses Geräusch registriert die Ultraschallkamera von Distran. Sie erstellt daraus ein optisches Bild. Dieses stellt sie in Echtzeit als Kameraaufnahme auf dem integrierten Display dar. Die Gasaustrittsstellen werden automatisch lokalisiert, farblich hervorgehoben und im Kamerabild visualisiert.
Venture Capital für Distran
Auch Energie 360° engagiert sich für die Zukunft von Distran. Und zwar mittels Venture Capital mit dem Smart Energy Innovationsfonds (siehe Box). Solche Investitionen in die Nachhaltigkeit sind für Energie 360° wegweisend. Denn ab 2040 wird das Unternehmen nur noch Energie aus erneuerbaren Quellen anbieten. Energie 360° investiert mit dem Smart Energy Innovationsfonds Venture Capital in Start-ups, die Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung haben. Mit der Unterstützung des Smart Energy Innovationsfonds von Energie 360° konnten die beiden Distran-Gründer die Ultraschallkamera vom Prototyp zum Produkt entwickeln. Energie 360° verschafft Distran Kapital, ein Netzwerk und Expertise.
Corporate Venture Capital: das Beste aus zwei Welten
Der Smart Energy Innovationsfonds von Energie 360° ist ein Corporate-Venture-Capital-Fonds, der die Innovationskraft eines etablierten Unternehmens durch Kollaborationen mit Start-ups stärkt. Energie 360° spricht Corporate Venture Capital, um an Zukunftstechnologien zu partizipieren und Talente kennenzulernen. Die Start-ups ihrerseits erhalten, neben Kapital, Zugang zum Netzwerk und Erfahrung.
Herausforderungen für das Start-up
Heute zählt Distran über 30 Mitarbeitende und verkauft Geräte in über 40 Ländern. Doch Florian Perrodins und Joël Bussets unternehmerischer Weg war voller Herausforderungen. «Anfangs waren diese eher technischer Natur: Wir brauchten ein Gerät, das zuverlässig funktioniert», erinnert sich Perrodin. Anschliessend mussten die Gründer Kontakte zu potenziellen Kund*innen knüpfen, um das Produkt zu verkaufen. Und heute muss die Produktion effizient, aber gleichzeitig fehlerfrei ablaufen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Perrodin sagt: «Jedes einzelne Stück muss qualitativ einwandfrei sein.»
Weil er um die Schwierigkeiten weiss, gibt der heute erfolgreiche Unternehmer aufkommenden Start-ups gerne Ratschläge: «Ich empfehle auf jeden Fall, das Gespräch mit anderen Start-ups zu suchen. Nur so erfährt man, was sie von ihren Venture-Capital-Investor*innen erwarten können, wie die Beziehung zu den Investor*innen aussieht und wie viel Zeit sie dafür investieren müssen. Durch das Lernen aus Erfahrungen anderer Start-ups haben wir sicherlich einige Fehler vermieden. Ich bin überzeugt, dass dies auch für andere Start-ups hilfreich sein kann.»
Was plant Distran für die nähere Zukunft? Florian Perrodin sagt: «Unser Kund*innennetzwerk ist erst in relativ wenigen Ländern ausgeprägt. In den nächsten Jahren wollen wir expandieren, indem wir neue Länder und Kontinente erschliessen.» Denn der Markt entwickelt sich schnell, gerade wenn es um neue Technologien wie jene von Distran geht. Zu diesem Zweck hat Distran im Mai 2022 eine Zweigstelle in Houston, Texas eröffnet, einem Hotspot für die Gasindustrie.
«Die nächsten Jahre werden eine Menge verschiedenster Herausforderungen mit sich bringen. Aber Florian und Joël werden das mit Bravour meistern.»
Metin Zerman
Investment Manager Smart Energy Innovationsfonds
Drei Fragen an Metin Zerman, Investment Manager Smart Energy Innovationsfonds von Energie 360°
Was hat Sie überzeugt, in Distran zu investieren?
Florian Perrodin und Joël Busset haben uns erstens auf der persönlichen Ebene überzeugt. Zweitens haben wir die Marktchancen für ihr Produkt sofort erkannt. Und drittens hat uns die technologische Umsetzung fasziniert: Die Gründer können das Problem der Gaslecks viel besser lösen, als dies bis anhin möglich war.
Was sagen Sie zur Entwicklung dieses Start-ups?
Was die beiden vollbracht haben, beeindruckt mich sehr. Sie kamen frisch von der ETH mit ihrer Idee für ein Produkt. In der Zwischenzeit haben sie es weiterentwickelt, Grosskund*innen akquiriert und ihre Kamera sogar in den Weltraum geschickt. Trotz unvorhergesehener Hindernisse wie Covid-19 sind sie heute stärker positioniert denn je.
Wie geht es mit Distran weiter?
Was ich bis jetzt gesehen habe, stimmt mich sehr zuversichtlich. Distran muss jetzt seine Pionierrolle verteidigen, den Drive der vergangenen Jahre beibehalten und internationale Märkte erschliessen. Die nächsten Jahre werden eine Menge verschiedenster Herausforderungen mit sich bringen. Aber Florian und Joël werden das mit Bravour meistern.
Meilensteine: das Wachstum von Distran
Joël Busset und Florian Perrodin entwickeln an der ETH eine Kamera, die Schall aufzeichnet. Zweck der ersten Kamera: Verschüttete nach Katastrophen unter Trümmerhaufen finden. In seiner Masterarbeit findet Florian Perrodin einen Weg, wie Mikrofone bestimmte Geräusche filtern können. Das ist ein wichtiger technischer Bestandteil der späteren Distran-Geräte.
Das ETH Pioneer Fellowship genehmigt zusätzliches Budget. Damit kann Distran die weltweit erste Ultraschallkamera entwickeln, die technischen Aspekte kombinieren und Geschäftspartner*innen finden.
Joël Busset und Florian Perrodin gründen die Distran AG.
Distran gewinnt Ruag und Alstom als erste Kunden.
Energie 360° nimmt Distran ins Portfolio des Smart Energy Innovationsfonds auf und wird Aktionärin, zusammen mit der Zürcher Kantonalbank.
Distran beschäftigt mittlerweile zehn Vollzeitmitarbeitende.
Die NASA transportiert eine Ultraschallkamera von Distran zur internationalen Raumstation ISS und sucht dort nach undichten Stellen. Die «Ultra Pro X» von Distran wird ATEX-zertifiziert und ist somit als einzige Ultraschallkamera weltweit für den Einsatz in gefährlichen Umgebungen geeignet.
Distran gewinnt den Tech-Preis «Technologie für die Energiewende» von Technology Catalogue.
- Distran beschäftigt über 30 Mitarbeitende und beliefert Kund*innen in über 40 Ländern.
- Distran eröffnet eine Zweigstelle in Houston, TX.
Abschluss der Serie B-Finanzierungsrunde
Smart Energy Innovationsfonds
Sind Sie auf der Suche nach Venture Capital für Ihr Start-up? Vielleicht sind wir die richtige Partnerin.
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