Wie «S4C Mobile Heroes» die Ladeinfrastruktur der Zukunft bauen
Digitale Handwerker*innen, ganzheitliche Kundenbetreuung: Das Start-up Service4Charger GmbH (Service for Charger) geht neue Wege, um den Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos voranzutreiben. Energie 360° unterstützt mit dem Smart Energy Innovationsfonds.
Publiziert 06.11.2023 Lesedauer 5 minBis 2030 sollen auf Deutschlands Strassen 15 Millionen Elektroautos fahren. Ab 2035 verbietet die EU die Zulassung von Benzin- und Dieselautos. Geht es nach dem Bericht des Bundesrats 2023, soll auch die Schweiz dieses Verbot umsetzen.
Gefragt sind also Ladestationen – in der Schweiz, in der EU, weltweit. Entsprechend viele Akteure kennt der Wachstumsmarkt. Zum Beispiel Energieversorger, lokale Installationsunternehmen, Planungsbüros.
Im Dezember 2019 beschloss auch Fabian Paul, mit einem eigenen Unternehmen in diesen Markt einzutreten. Er erkannte, dass weit und breit kein Mitbewerber existierte, der einen Komplettservice anbot. Fabian Paul: «Wir sahen niemanden, der den Kund*innen die ganze Dienstleistungspalette bot. Man muss ja jeden Ladepunkt planen, installieren, betreiben – und dann auch noch den Zugang und die Abrechnung sicherstellen. Diesen Komplettservice für private, halböffentliche und öffentliche Standorte sicherzustellen – das musste doch machbar sein.»
«Wir hatten etliche Kundenanfragen auf dem Papier. Doch die Corona-Pandemie und der Shutdown erschwerten uns den Start massiv.»
Fabian Paul
Co-CEO von Service for Charger
Alles aus einer Hand
Ja, es war machbar. Allerdings sah sich der Jungunternehmer schon nach wenigen Monaten mit dem Coronavirus und all den damit verbundenen wirtschaftlichen Implikationen konfrontiert. Fabian Paul: «Wir hatten etliche Kundenanfragen auf dem Papier. Doch die Corona-Pandemie und der Shutdown erschwerten uns den Start massiv.» Die Pandemie hatte zur Folge, dass etliche Kundenprojekte sistiert wurden. Vor allem aber war es schwierig, qualifizierte Handwerker*innen zu finden.
Denn ein zweiter erfolgversprechender Ansatz von Fabian Paul war, eigens ausgebildete und angestellte Handwerker*innen ins Feld zu schicken, die durchgängig eine hohe Qualität bei der Installation sicherstellen. «Wir nennen diese Kolleg*innen ‹S4C Mobile Heroes› – dank ihnen unterscheiden wir uns ganz klar von unseren Mitbewerbern», sagt Lucas Althammer, der die Geschäfte seit 2021 gemeinsam mit Fabian Paul führt. Die meisten Mitbewerber, so Althammer, arbeiteten nämlich irgendwann im Projektverlauf mit Subunternehmern zusammen. Das sei bei Service for Charger anders. «Unsere ‹S4C Mobile Heroes› sind bei uns fest angestellt. Sie installieren, machen den Service, sind bei Fragen und Ausfällen da.»
Das Prinzip «Ein Ansprechpartner» ist speziell wertvoll für Unternehmen, die an vielen Standorten gleichzeitig Ladestationen installieren wollen – es gibt keinen Know-how-Abfluss, die Qualität bleibt hoch. «Nicht selten müssen diese Unternehmen mehrere regionale Partner finden und alles orchestrieren. Diese Arbeit nehmen wir den Kunden ab», sagt Fabian Paul.
Fachkräfte finden dank sinnstiftender Arbeit
Doch wie findet Service for Charger diese qualifizierten Mitarbeitenden? Hier kommt der nächste Ansatz der beiden Gründer zum Tragen. Sie zeigten von Beginn weg auf, dass die Arbeit bei Service for Charger sinnvoll ist. «Wir haben eine klare Vision. Elektriker sind für uns ganz klar Energiehelden der Zukunft, weil ohne sie die Transformation des Mobilitätssystems nicht möglich ist. Mit dieser Wertschätzung, mit flachen Hierarchien, mit internen Weiterbildungsmöglichkeiten und vor allem auch mit einem wohlwollenden Umgangston gelingt es uns, auch Jüngere wieder fürs Handwerk zu begeistern», sagt Lucas Althammer.
Für Service for Charger steht, so Althammer, der Monteur im Zentrum. Denn der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. Darum investiert das Unternehmen viel: etwa in eine systematische Einführung in die Aufgaben – Service4Charger Academy genannt. Oder in den internen Fachaustausch. In einen modernen digitalen Arbeitsplatz. Und immer wieder in den Berufsstolz, dass man bei Service for Charger aktiv zur massiven Verringerung von CO2-Emissionen beiträgt.
Oder in den internen Fachaustausch. In einen modernen digitalen Arbeitsplatz. Und immer wieder in den Berufsstolz, dass man bei Service for Charger aktiv zur massiven Verringerung von CO2-Emissionen beiträgt.
«Elektriker sind für uns Energiehelden, weil ohne sie die Transformation des Mobilitätssystems nicht möglich ist.»
Lucas Althammer
Co-CEO von Service for Charger
Darum investierte der Smart Energy Innovationsfonds von Energie 360°
Auf das innovative Unternehmen wurde auch das Team des Smart Energy Innovationsfonds von Energie 360° aufmerksam und beschloss im Sommer 2023, mit dem Smart Energy Innovationsfonds ins Start-up zu investieren. «Wir erkennen bei Service for Charger ein massives Unternehmenswachstum mit einer innovativen Angebotsform, die dem Fachkräftemangel im Aufbau von Ladeinfrastruktur sehr gut entgegenwirkt. Dank der komplett digitalen Wertschöpfungskette und dem Einsatz mobiler Installationsteams kann das Unternehmen schneller Aufträge gewinnen und umsetzen als die Mitbewerber», begründet Metin Zerman, Leiter Start-up Investments bei Energie 360°, das Engagement. Die Kompetenzen von Service for Charger und das dazugewonnene Netzwerk sind spannend für Energie 360°, etwa für die Mobilitätsaktivitäten. Metin Zerman kann sich durchaus vorstellen, dass Energie 360° in der Schweiz ähnliche Ansätze entwickelt.
«Was uns beeindruckt: Dank der komplett digitalen Wertschöpfungskette und dem Einsatz mobiler Installationsteams kann Service for Charger schneller Aufträge gewinnen und umsetzen als die Mitbewerber.»
Metin Zerman
Leiter Start-up Investments bei Energie 360°
Zuerst Deutschland, dann Europa
Das Kapital von Energie 360° und von weiteren Investoren gibt Service for Charger nun die Möglichkeit, den Aktionsradius auszudehnen und die Aktivitäten zu skalieren. Mittelfristig möchte Service for Charger deutschlandweit pro 100 Quadratkilometer mindestens eine*n Techniker*in platzieren, um für die Kund*innen schnell erreichbar zu sein. Und in fünf Jahren? «Wir wollen der beste Servicedienstleister für Ladeinfrastruktur in Europa sein», sagt Fabian Paul. Denn mit Service for Charger haben sie die Möglichkeit geschaffen, die Mobilitätswende mitzugestalten. Das ist doch ein guter Motivator, oder?
Corporate Venture Capital: das Beste aus zwei Welten
Der Smart Energy Innovationsfonds ist ein Corporate-Venture-Capital-Fonds, der die Innovationskraft eines etablierten Unternehmens durch Kollaborationen mit Start-ups stärkt. Etablierte Unternehmen setzen Corporate Venture Capital ein, um an Zukunftstechnologien zu partizipieren und Talente kennenzulernen. Die Start-ups ihrerseits erhalten – neben Kapital – Zugang zum Netzwerk der etablierten Unternehmen.
Meilensteine von Service for Charger
Fabian Paul gründet das Unternehmen Service for Charger.
Lucas Althammer stösst zum Gründungsteam dazu und führt das Unternehmen gemeinsam mit Fabian Paul.
Der Smart Energy Innovationsfonds von Energie 360° und bp ventures investieren in Service for Charger. Im Oktober hat Service4Charger über 100 Mitarbeitende und ist an mehr als 30 Standorten deutschlandweit vertreten.
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