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«Dieser Anergieverbund ist die ideale Lösung fürs ganze Gebiet»

Seewassernutzung zur Wärme- und Kälteerzeugung: Die Schweizerische Epilepsie-Stiftung (EPI) und weitere Gesundheitsinstitutionen setzen auf eine nachhaltige Energieversorgung. Heinz Vögeli, Leiter Immobilien, über den Anergieverbund Lengg und die Zusammenarbeit mit Energie 360°.

Publiziert 01.09.2023 Lesedauer 5 min

Herr Vögeli, bevor wir zum Anergieverbund Lengg kommen, erklären Sie uns doch zuerst, was genau die Aufgabe und das Angebot der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung beinhalten.

Die Schweizerische Epilepsie-Stiftung hat rund 1000 Mitarbeitende und bietet ein breites Angebot zur Unterstützung von Menschen mit Epilepsie und ihren Angehörigen. Einerseits betreiben wir die Klinik Lengg AG, spezialisiert auf Epileptologie und Neurorehabilitation. Andererseits umfasst der Stiftungsbetrieb Angebote vom betreuten Wohnen übers Jugendheim, schulische Angebote bis hin zu einem Bauernhof und einer Gärtnerei als Arbeitsstätte.

Das klingt nach einem kleinen Dorf.

Das kann man durchaus so sehen. Unser Areal ist zirka 120 000 m2 gross und erstreckt sich über die Gemeindegrenze zwischen Zürich und Zollikon. Als Leiter Immobilien bin ich für über 50 Liegenschaften verantwortlich – vom bereits erwähnten Bauernhof über eine Kirche bis zur Klinik. Gemeinsam mit sieben weiteren Gesundheitsinstitutionen bilden wir den Gesundheitscluster Lengg, in dem wir im medizinischen und organisatorischen Bereich Synergien nutzen. Mit dem Anergieverbund Lengg arbeiten wir nun auch bei der Energieversorgung zusammen.

Was ist die Rolle der EPI innerhalb dieses Projekts?

Die Grundidee für einen Anergieverbund kam bereits im Jahr 2008 auf. Damals habe ich erste Gespräche mit den Verantwortlichen der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich geführt, die ebenfalls auf dem Lengg-Hügel stationiert ist. Danach landete das Projekt aus diversen Gründen einige Jahre in der Schublade. In einem zweiten Anlauf konnten wir die anderen Institutionen davon überzeugen, ebenfalls mitzumachen. Alleine hätten wir dieses Vorhaben nicht umsetzen können.

So funktioniert der Anergieverbund Lengg

Im Anergieverbund Lengg wird Seewasser für die Wärme- und Kältenutzung der acht Gesundheitsinstitutionen auf dem Areal genutzt.

Was war das entscheidende Argument, um sämtliche Institutionen vom Anergieverbund zu überzeugen?

Auch wenn wir im Gesundheitscluster Lengg seit vielen Jahren Synergien nutzen, stehen gewisse Institutionen in medizinischer Hinsicht durchaus in Konkurrenz zueinander. In Energiefragen allerdings stehen alle vor den gleichen Herausforderungen. Beispielsweise wenn es darum geht, grosse Energiemengen bereitzustellen. Zudem ist allen Beteiligten bewusst, dass sie früher oder später auf erneuerbare Lösungen umsteigen müssen. So sieht es letztlich die Energiestrategie des Bundes vor, aber auch das Netto-Null-Ziel bis 2040 der Stadt Zürich. Mit der Wärme- und Kältenutzung aus dem Zürichsee setzen wir nun gemeinsam ein Leuchtturmprojekt um, das ein riesiges Synergiepotenzial mit sich bringt. Dieser Anergieverbund ist die ideale Lösung für den ganzen Gesundheitscluster. Nicht zu vergessen: Innerhalb des Anergieverbunds Lengg sind zwei weitere Energieverbünde für Wohnliegenschaften in Zollikon geplant.

Sie waren also eine der treibenden Kräfte, die für einen Anergieverbund plädierten. Was war Ihre persönliche Motivation?

Als Leiter Immobilien interessiert mich das Thema Energieeffizienz natürlich sehr. Ein Schlüsselerlebnis war für mich die eigene Haussanierung im Jahr 1995. Damals habe ich erst eine thermische Solaranlage, später eine Photovoltaikanlage installiert. Diese Erfahrung und die Vorteile davon habe ich in der EPI eingebracht und bin auf offene Ohren gestossen. 2011 haben wir eine erste PV-Anlage installiert, inzwischen sind es acht Solaranlagen, die rund 10 Prozent des Strombedarfs decken.

Wärme und Kälte vom Zürichsee, Photovoltaik auf dem Dach: Heinz Vögeli und die Schweizerische Epilepsie-Stiftung setzen auf nachhaltige Energielösungen.

Zurück zum Anergieverbund: Inwiefern unterscheiden sich die Bedürfnisse innerhalb des Gesundheitsclusters Lengg?

Die einzelnen Bedürfnisse kenne ich nicht im Detail. Es gibt Institutionen mit Apparaten für die bildgebende Diagnostik wie MRI und CT, die zusätzlich zur Wärme einen hohen Kältebedarf haben. Bei uns in der EPI ist eher Wärme gefragt. Um das Ganze möglichst effizient zu gestalten, sind sämtliche Institutionen gefordert, ihre Infrastruktur und die technischen Anlagen auf den aktuellen Stand zu bringen. Unser Ziel ist es insbesondere, die Vorlauftemperatur des EPI-Wärmekreislaufs von 75 °C auf 70 °C zu senken. Dies bedingt zum Beispiel den Austausch sämtlicher Wärmetauscher in den Gebäuden und die Sanierung von Anlagen und Leitungen, um bei der Inbetriebnahme des Anergieverbunds 2026/2027 anschlussstauglich zu sein.

Wie sehen nun die nächsten Bauetappen aus?

Im Frühling hat Energie 360° mit den Bauarbeiten für die unterirdische Seewasserzentrale auf der Zolliker Wässerig-Wiese begonnen. Danach folgen die Spülbohrungen in die Lengg hinauf, der Bau der Fernwärmeleitungen und der Energiezentrale Lengg. Zudem benötigt jedes einzelne Gesundheitsinstitut im Endausbau eine eigene Energiezentrale für die Erzeugung von Wärme und Kälte – je nach Bedarf.

Wie stellen Sie jetzt und später im Betrieb die reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Institutionen sicher?

Die jeweiligen Leiter der Technischen Dienste respektive die Immobilienverantwortlichen der Institutionen stehen in einem regelmässigen Austausch. So sind alle jederzeit auf dem neusten Stand. Was den späteren Betrieb betrifft, so hat sich die EPI entschieden, diesen an Energie 360° auszulagern.

 

Weshalb fiel die Wahl auf Energie 360° als Partnerin?

Weil Energie 360° die Kriterien unserer öffentlichen Ausschreibung klar am besten erfüllt hat. Ausserdem spricht die Erfahrung von Energie 360° in Seewasserprojekten für sich.

Welche Vorteile bringt der Anergieverbund aus Sicht der Arealbesitzer?

Es handelt sich dabei für sämtliche Akteure um einen wichtigen Beitrag zur Umweltschonung, der wie gesagt nur gemeinsam umgesetzt werden kann. Aber auch das Umfeld profitiert: Die Wärme- und Kältebedürfnisse künftig CO2-neutral zu decken, steigert auch die Luft- und Lebensqualität hier auf dem Lengg-Hügel.

Inwiefern beeinflussen die Bauarbeiten den Klinik- und Institutsbetrieb?

Die Arbeiten von Energie 360° sind in vollem Gange und beeinträchtigen den Betrieb nicht. Weiter gehen wir davon aus, dass auch unsere arealeigenen Vorarbeiten keine negativen Einflüsse auf den Klinikalltag haben werden.

  • «Energie 360° hat die Kriterien unserer öffentlichen Ausschreibung klar am besten erfüllt.»

    Heinz Vögeli

    Leiter Immobilien EPI

  • Der Gesundheitscluster ist der grösste Spitalverbund Europas, der auf Erneuerbare umstellt. Wie wichtig ist diese Vorreiterrolle für Sie?

    Das ist schon speziell für uns, zumal viel Arbeit hinter dem Projekt steckt. Aber wir haben uns durch den grossen Aufwand und die hohen Investitionen nicht beirren lassen. Mit diesem Leuchtturmprojekt beweisen wir und sämtliche Akteure des Gesundheitsclusters, dass uns nachhaltiges und vernetztes Handeln wichtig ist.

    Apropos Erneuerbar: Welchen Tipp geben Sie anderen Arealverantwortlichen mit auf den Weg?

    Um grosse Projekte umzusetzen, braucht es einiges an Enthusiasmus, Überzeugungskraft und Ausdauer. Dranzubleiben und weitsichtig zu denken, ist wohl der wichtigste Tipp.

    Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten bei diesem Projekt?

    Es freut mich sehr, dass die Idee für eine Seewassernutzung nun umgesetzt wird. Da ich Ende 2023 in Pension gehe, werde ich bei der Inbetriebnahme in einigen Jahren hoffentlich als Gast dabei sein.

    Energieverbünde für mehr Nachhaltigkeit

    Erneuerbare Energieformen stehen an erster Stelle. Ob Holzschnitzel, Seewärme oder Erdsonden: Energie 360° plant, baut und betreibt schweizweit Nachhaltig Heizen & Kühlen und setzt damit auf nachhaltige Energielösungen.

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