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Energieverbünde: Thermische Netze sind die Zukunft

Über 1000 Energieverbünde liefern schweizweit CO2-arme Heiz- und Kühlenergie. Das Potenzial ist aber längst nicht ausgeschöpft: Mit finanziellen und regulatorischen Anreizen wird der Ausbau beschleunigt und der Wärmeabsatz verdoppelt bis verdreifacht.

Publiziert 31.01.2022 Lesedauer 3 min

Das Heizen und das Kühlen von Gebäuden verursacht einen Drittel der schweizweiten CO2-Emissionen. In Zahlen: Raumheizung und Warmwasser produzieren jährlich 11 Millionen Tonnen CO2. Damit die Schweiz ihr Klimaziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 erreichen kann, braucht es Alternativen zu fossilen Brennstoffen. Und die gibt es: Zahlreiche Energieverbünde nutzen bereits heute Energiequellen wie Gewässer, Holzschnitzel, Geo- und Solarthermie sowie industrielle Abwärme. Mit dem Ausbau der Wärmenetze können Areale mit einem hohen Wärme- oder Kältebedarf rasch dekarbonisiert werden.

1000 Energieverbünde in der Schweiz

«2019 lieferten die thermischen Netze in der Schweiz insgesamt 8,4 TWh Wärme», sagt Andreas Hurni, Geschäftsführer des Verbands Fernwärme Schweiz. Sie decken damit rund 8% des nationalen Wärmebedarfs. Es gibt aktuell über 1000 Energieverbünde hierzulande, über 600 davon, also 60%, sind Holzwärmeverbünde. 35% der produzierten Wärmeenergie stammt von Kehrrichtverwertungsanlagen. «Musterprojekte, welche die unterschiedlichen Wärmequellen nutzen, sind fast überall in der Schweiz vorhanden», sagt Andreas Hurni. Doch uneinheitliche gesetzliche Vorgaben, vermeintlich tiefere Energiepreise für fossile Konkurrenzprodukte sowie teilweise hohe Renditeerwartungen hemmen die Entwicklung. Hinzu kommen teils anspruchsvolle Baubewilligungsverfahren sowie fehlende Planungssicherheit.

Trotzdem überwiegen die Vorteile, ist Hurni überzeugt: «Beim Heizen mit Fernwärme werden aktuell durchschnittlich über 75% erneuerbare Energieträger und Abwärme genutzt», so Hurni. «Energieverbünde emittieren darum wenig CO2. Bei der Verbraucherin oder beim Verbraucher nimmt ein Anschluss wenig Platz ein, zudem entfällt die Lagerung von Brennstoffen.» Die Versorgungssicherheit sei ausserdem hoch, weil die Energiequellen lokal verfügbar sind und die Verantwortung bei professionellen Betreibern liege.

Andreas Hurni, Geschäftsführer des Verbands Fernwärme Schweiz, ist überzeugt, dass sich thermische Netze für Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen lohnen.

Potenzial erst zur Hälfte ausgeschöpft

Um die Klimaziele des Bundes gemäss Energiestrategie 2050 zu erreichen, sind Energieverbünde ein entscheidender Baustein. Der Ausbau der Fernwärme kann die CO2-Emissionen um rund 3 Millionen Tonnen reduzieren. «Aus wirtschaftlicher und energieplanerischer Sicht wäre ein Wärmeabsatz von 17 bis 22 TWh CO2-armer Fernwärme pro Jahr realisierbar», so Hurni. Dieses Potenzial ist heute höchstens zur Hälfte ausgeschöpft. Die Grundvoraussetzung für die Realisierung eines Energieverbunds ist eine ausreichende Wärmebezugsdichte. «Bei der Planung eines Fernwärmenetzes ist entscheidend, frühzeitig Zusagen und Absichtserklärungen der Endkund*innen einzuholen», rät Andreas Hurni. In welchem Zeitraum können wie viele Liegenschaften an den Verbund angeschlossen werden? Gibt es im Gebiet Abwärme oder erneuerbare Wärmequellen, die sich nutzen lassen? Ist ein Standort für die Heizzentrale verfügbar? «Solche Fragen wirken sich auf die Investitionskosten und damit auf die Wirtschaftlichkeit aus», erklärt Hurni.

Der Energieverbund Embrach Nord produziert Wärme zu mindestens 90% aus erneuerbaren und regionalen Holzschnitzeln. Begleite uns durch die Heizzentrale des Energieverbunds.

Der Energieverbund Embrach Nord produziert Wärme zu mindestens 90% aus erneuerbaren und regionalen Holzschnitzeln. Begleite uns durch die Heizzentrale des Energieverbunds.

Regulierung und finanzielle Anreize

In einer Studie für das Bundesamt für Energie hat die Firma Ecoplan in Zusammenarbeit mit dem Verband Fernwärme Schweiz die Finanzierung des Fernwärmeausbaus untersucht. Die befragten Unternehmen wollen bis 2050 insgesamt rund 4,3 Milliarden Franken investieren. Um das Potenzial voll auszuschöpfen, wären Investitionen von bis zu 25 Milliarden nötig. Dafür stehen unter anderem Mittel aus dem Gebäudeprogramm des Bundes, aus Förderprogrammen der Kantone, aus städtischen Energiefonds oder zum Teil auch Darlehen zu vergünstigten Konditionen zur Verfügung. «Es lohnt sich für Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen, thermische Netze als Alternative zu fossilen Brennstoffen zu wählen», ist Andreas Hurni überzeugt.

 

Was sind thermische Netze?

Thermische Netze sind ein Überbegriff für Wärme- und Kältenetze. Dazu gehören klassische Fernwärme-, Nahwärme- oder Kältenetze. Sie nutzen Abwärme, Biomasse (Holz), Biogas oder Erdwärme (Geothermie). Bei Quellenverbünden erschliesst man die thermische Energie von See,- Grund- oder Tunnelwasser mit Wärmepumpen.

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