«Klimaschutz und Lebensqualität gehen Hand in Hand»
Fabian Etter, Co-Präsident des Verbands swisscleantech, über die Vorzüge einer Wirtschaft, die sich für den Klimaschutz einsetzt.
Publiziert 18.03.2024 Lesedauer 3 minFabian Etter, welche Ziele verfolgt swisscleantech?
Wir zeigen auf, dass Klimaschutz und Lebensqualität Hand in Hand gehen. Wir prägen die Energie- und Klimapolitik mit und unterstützen unsere Mitgliederfirmen dabei, ihre eigenen Klimaziele zu erreichen. Netto null bietet handfeste unternehmerische Chancen für die Schweiz. Mittlerweile wirkt rund die Hälfte jener Unternehmen bei uns mit, die im Swiss Market Index börsenkapitalisiert sind, aber auch viele KMU und Start-ups aus allen Branchen.
«Wir begrüssen es, dass sich Energie 360° zum Ziel gesetzt hat, ab 2040 nur noch erneuerbare Energie zu liefern. Diese Transformation erfordert ein radikales Umkrempeln des Businessmodells.»
Fabian Etter
Co-Präsident von swisscleantech
Die Schweiz hat die Energiewende bisher nur zögerlich umgesetzt. Wo gilt es nun, schleunigst die Bremsen zu lösen?
Der Zubau der Erneuerbaren nimmt langsam Fahrt auf, aber das Problem der langen Bewilligungsprozesse muss noch entschlossener angegangen werden. Der kürzlich vom Parlament verabschiedete Mantelerlass gibt die Richtung vor, wie der Ausbau der Produktion, aber auch die Energieeffizienz und die Flexibilisierung des Stromsystems voranzutreiben sind. swisscleantech hat sich stark dafür engagiert. Auch bei der Dekarbonisierung des Verkehrs und der Wärmeversorgung, bei der Energie 360° eine Rolle spielt, geht es voran. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur und der forcierte Bau von Energieverbünden sind Hebel, um dabei noch schneller voranzukommen.
Wie beurteilen Sie die Leistungen und die Ziele von Energie 360° in Sachen Nachhaltigkeit?
Wir begrüssen es, dass sich Energie 360° als eine Vorreiterin der Branche positioniert und sich zum Ziel gesetzt hat, ab 2040 nur noch erneuerbare Energie zu liefern. Diese Transformation erfordert ein radikales Umkrempeln des Businessmodells. Es ist sehr erfreulich, mitzuverfolgen, wie das Unternehmen dabei etwa durch die Entwicklung von Energieverbünden oder die Umsetzung von Energielösungen für Areale mit Sektorkopplung vorankommt.
Welches Potenzial messen Sie erneuerbarem Gas zu?
Damit die Schweiz ihre Klimaziele erreicht, muss fossiles Gas durch erneuerbare Energieträger ersetzt werden. Erneuerbares Gas, auch grüner Wasserstoff, wird langfristig insbesondere für Industriebetriebe von Bedeutung sein, die mit Hochtemperaturprozessen arbeiten. Wird erneuerbares Gas importiert, muss sein ökologischer Mehrwert in der Schweiz unbedingt berücksichtigt werden. Vom geschätzten Biogas-Produktionspotenzial der Schweiz werden heute gerade mal 10% ausgeschöpft. 2022 machte Biogas 7,7% des Gasverbrauchs aus. Energie 360° gehört mit einem Biogas-Anteil von 30% in ihrem Standardprodukt sicher zu den Vorreitern.
Das Netto-Null-Ziel wird sich ohne eine funktionierende Kreislaufwirtschaft nicht erreichen lassen. Welchen Beitrag kann die Schweizer Energiebranche dazu leisten?
Die Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiger Hebel auf dem Weg zu Netto null, der noch viel zu wenig genutzt wird. Die ETH hat kürzlich aufgezeigt: Massnahmen für geschlossenere Kreisläufe – etwa in den Bereichen Bau, Lebensmittel, Abfall oder der chemischen Industrie – würden die CO2-Emissionen der Schweiz um mehr als 20% reduzieren. Die Energiebranche kann dazu beitragen: Die anaerobe Vergärung ist beispielsweise eine vielversprechende Technologie, um erneuerbare Energie in Form von Wärme, Elektrizität und Kraftstoff aus Hofdünger zu erzeugen – und damit Kreisläufe zu schliessen. Gleichzeitig kann die Energiebranche, etwa beim Bau der Infrastruktur, vermehrt auf Recyclingmaterial zurückgreifen.
Zur Person
Fabian Etter interessierte sich schon als Teenager für das Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik. Zu seiner Laufbahn gehören Positionen als Leiter Nachhaltigkeitsmanagement von Swisscom und als GL-Mitglied von Energie Zukunft Schweiz. An seiner Tätigkeit für swisscleantech begeistert ihn, wie sich die Mitglieder zu einer Community entwickeln und gemeinsam für das Netto-Null-Ziel engagieren.
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