Kontinuität und Transformation
Mit jedem Jahr kommt Energie 360° ihrem Leitstern näher. Schwerpunkte setzt das Unternehmen in der Digitalisierung, dem partnerschaftlichen Umsetzen von Infrastrukturprojekten und der integralen Nutzung erneuerbarer Energieträger. Die umfassende Klammer bleibt die Innovationsfähigkeit.
Jörg Wild, was sticht aus Ihrer Sicht im Berichtsjahr heraus?
Unser Leitstern gibt die Richtung vor: Wir wollen bis 2040 ausschliesslich erneuerbare Energie liefern. Es geht um die vollständige Dekarbonisierung; von unserem Unternehmen einerseits, von unseren Kund*innen andererseits, denen wir mit unseren Produkten und Lösungen eine Partnerin sind. Wir kommen bei dieser Transformation mit grossen Schritten voran. Wir spüren die breite Unterstützung und Anerkennung für diese Transformation – bei Mitarbeitenden, bei Partnerunternehmen und bei Kund*innen. Das ist bemerkenswert.
Weshalb ist der partnerschaftliche Ansatz so wichtig?
Wir teilen eine gemeinsame Vision. Wenn unser Gegenüber erkennt, dass wir nicht einfach Projekte umsetzen, sondern mit ihm Seite an Seite gemeinsame Ziele verfolgen, entsteht echte Kooperation. Und speziell die Zusammenarbeit mit verschiedenen Gemeinden war im Berichtsjahr unter dem Strich doch sehr gut. Weshalb? Weil wir zwar das gesamte Spektrum an Massnahmen der Dekarbonisierung anbieten, unsere Leistungen aber an die Bedürfnisse der Kund*innen anpassen.
Können Sie dazu Beispiele nennen?
In Wetzikon haben wir gemeinsam mit der Stadt eine Gesellschaft gegründet, um die Fernwärme aus der Kehrichtverbrennungsanlage in Hinwil zu nutzen. Im Zürcher Quartier Lengg kooperieren wir mit einer Vielzahl an kommunalen und privatwirtschaftlichen Partnern, um die grösste Spitallandschaft Europas mit CO2-neutraler Energie zu versorgen. In Dielsdorf nutzen wir die Abwärme der Rechenzentren von Green, um mehrere Energieverbünde in umliegenden Gemeinden mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Dies sind drei grosse Infrastrukturprojekte, in denen wir jeweils komplett unterschiedliche, partnerschaftliche Ansätze pflegen.
Auf welche Energieträger fokussiert sich Energie 360° derzeit speziell?
Auf diejenigen, die in einer Lösung ökologisch und ökonomisch jeweils am meisten Sinn ergeben. Sehr wichtig sind für uns Netzwerke, in denen wir Abwärme nutzen – etwa bei Rechenzentren. Unsere Expertise erlaubt es uns zudem, im grossen Stil Umweltwärme zu nutzen, beispielsweise mit Seewasser. Auch diese Energie fliesst kontinuierlich. Erst an dritter Stelle nutzen wir Energieholz, gefolgt von erneuerbaren Gasen und Erdgas/LNG. Wir haben im Berichtsjahr so viele Holzpellets verkauft wie noch nie: rund 75 000 Tonnen! Die Potenziale für zusätzliches Energieholz sind allerdings begrenzt. Wir setzen es darum nur dort ein, wo es keine besseren Alternativen gibt. Pellets aus Restholz eignen sich etwa vor allem für abgelegene Orte. Einen Rekordwert verzeichneten wir auch im Handel mit Biogas. Wir setzten im Berichtsjahr ein Biogashandelsvolumen von rund 1,5 Terawattstunden um.
Welche Rolle spielt Photovoltaik für Energie 360°?
Indem wir fossile Energieträger durch Strom aus erneuerbaren Quellen ersetzen, bringen wir die Dekarbonisierung des Energiesystems voran. Photovoltaik war für uns darum schon immer Teil unserer integralen Lösungen. Nun realisieren wir auch Photovoltaik auf Dächern und Fassaden, auf landwirtschaftlichen Flächen – Stichwort Agri-PV – und entlang von Autobahnen.
Energie 360° ist eine der grössten Anbieterinnen für Elektromobilitätsdienstleistungen in der Schweiz. Wie wirkt sich der tiefere Absatz von Elektroautos auf diesen Geschäftsbereich aus?
Wir sind, wie viele Marktteilnehmende, von einem höheren Wachstum ausgegangen. Wir sind aber überzeugt, dass der Markt demnächst wieder stärker wachsen wird. Umso intensiver arbeiten wir daran, die Entwicklung der Elektromobilität mit guten Produkten und Dienstleistungen zu unterstützen.
Energie 360° sieht sich als Innovationstreiberin. Worauf sind Sie im Geschäftsjahr speziell stolz?
Ganz generell, dass wir diese Mentalität im Unternehmen verinnerlicht haben. Ein Beispiel: Wir möchten unseren Kund*innen nicht nur bei der Dekarbonisierung eine Partnerin sein, sondern sie auf dem gesamten Weg zum Netto-Null-Ziel begleiten. Dafür benötigt es CO2-Entfernung, auch Negativemissionen genannt. Wir wollen Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen und dauerhaft speichern. Deshalb bieten wir unseren Kund*innen das Produkt CO2-Entfernung aus Pflanzenkohle an. Die Pflanzenkohle entsteht in der Pyrolyse-Anlage unserer Tochterfirma Bioenergie Frauenfeld und wird in eine dauerhafte Senke gebracht. Und mit unserem Smart Energy Innovationsfonds haben wir uns an zwei Start-ups beteiligt, die in diesem Bereich tätig sind. Gemeinsam arbeiten wir an neuen Produkten für den Schweizer Markt.
Das Leitthema dieses Geschäftsberichts sind «Daten» – wie wichtig sind sie für Energie 360°?
Wir verstehen Daten als wertvolle Ressource, die uns effizienter und effektiver macht. Stellen Sie sich vor, wir können in einem integrierten System den Energiebedarf so steuern, dass wir Lastspitzen senken können. Wir können so nicht nur den Einsatz teurer Spitzenenergie vermeiden, sondern mit der gleichen Infrastruktur mehr Kund*innen bedienen. Das Potenzial für neue Anwendungen ist enorm. Unser Fokus liegt beim Nutzen für die Kund*innen, bei der Wertschöpfung.
Wie wollen Sie dieses Potenzial einlösen?
Daten befähigen uns zu verstehen, was passieren wird. Darum treiben wir die Digitalisierung unseres Unternehmens mit aller Kraft voran – sowohl in den Teams als auch bei der Infrastruktur. Wir befinden uns auch hier in einer sehr spannenden Transformationsphase und investieren stark in die Struktur, Modellierung und Analysefähigkeit von Daten sowie in künstliche Intelligenz.
Im Dezember 2024 zogen die Mitarbeitenden in den umgebauten Hauptsitz zurück. Wie sind die Eindrücke vom neuen Gebäude?
Darin zu arbeiten ist grossartig, das Gebäude ist ein «grünes Kraftwerk». Ich denke, es freuen sich alle, nach zwei Jahren in räumlich getrennten Provisorien wieder an einem Ort zusammenzukommen und einen intensiven bereichsübergreifenden Austausch zu haben. Zusammenarbeit ist für mich der fundamentale Faktor für Innovation und Erfolg.
«Wir verstehen Daten als wertvolle Ressource, die uns effizienter und effektiver macht. Das Potenzial für neue Anwendungen ist enorm. Unser Fokus liegt beim Nutzen für die Kund*innen, bei der Wertschöpfung.»
Jörg Wild
CEO Energie 360°
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